Forschung

Forschungs- und Examenskolloquien

  • Forschungs- und Examenskolloquium, Prof. Dr. Wolfgang Ernst, jeweils mittwochs, 18-21 Uhr, Medientheater
  • Forschungs- und Examenskolloquium Prof. Dr. Viktoria Tkaczyk, jeweils donnerstags 16-19 Uhr, Pergamonpalais 0.09 oder Medientheater
  • Forschungs- und Examenskolloquium, Prof. Dr. Shintaro Miyazaki, jeweils mittwochs, 16-18 Uhr, Ort nach Absprache
  • Kolloquium Mediendramaturgie, Dr. Florian Leitner, donnerstags 16 Uhr/18 Uhr, nach Absprache

Drittmittelprojekte und weitere Forschungsinitiativen


Sound & Science: Digital Histories

The database “Sound & Science: Digital Histories” is an online database for the history of acoustics. It provides difficult-to-access sources in the history of acoustics. It serves as a platform for multimedia essays by linking texts, images, sound recordings, and film documentaries of reenactments of acoustic experiments. The source material is presented through curated categories, while an extensible tagging system facilitates research navigation and identifies construction materials, concepts, personal networks, and timelines in the history of acoustics. The print publications of research scholars can be linked back to the database using QR codes.The database was initiated by the research group “Epistemes of Modern Acoustics” at the Max Planck Institute for the History of Science. It is now a collaboration between Humboldt University (Prof. Dr. Viktoria Tkaczyk), the Max Planck Institute for the History of Science (Dr. Hansjakob Ziemer), IRCAM (Dr. Fanny Gribenski), and the Museum of Sciences at Ottawa, Canada (Prof. Dr. David Pantalony). We welcome contributions from scholars in the fields of sound studies, history of science, and audio conservation.


Laufende Promotionsprojekte im Fachgebiet Medienwissenschaft

Lotte Schüßler
Jonathan Haid
Mona Mirkamali
Sonja Grulke
Dorota Lercher-Kamińska
Leendert van der Miesen
João Romão
Sebastian Schwesinger
Diego Gómez-Venegas
Moritz Hiller
Lotte Schüßler
Theaterausstellungen. Spielräume der Geisteswissenschaften um 1900

Die Geisteswissenschaften haben einen Ursprung in der Großausstellungskultur. Entlang der drei interdisziplinären Theaterausstellungen in Wien 1892, Berlin 1910 und Magdeburg 1927 untersucht das Dissertationsprojekt, wie sich Theaterwissenschaft, Musik-, Literatur-, Film- und Rundfunkwissenschaften um 1900 in den Räumen von Großausstellungen formierten. So verschiedenartige Medien wie Gliederungspläne, Wunschlisten, Papierquellen, plastische Modelle, bebilderte Geschichtsbücher, Rundfunkübertragungen und Lehrfilme verhandelten, veranschaulichten und verbreiteten dort das Wissen der Geisteswissenschaften. Das Projekt möchte zeigen, dass die deutschsprachigen Geisteswissenschaften sich um die Wende zum 20. Jahrhundert nicht allein innerhalb von Universitäten etablierten und ihre Diskurse mit Büchern und Vorlesungen bestritten. Mindestens ebenso bedeutend waren die öffentlichen Räume nationaler und internationaler Großausstellungen, wo anschauliche visuelle und auditive, neue und alte Medien geisteswissenschaftliches Wissen formten und einem allgemeinen Publikum präsentierten. (Erstbetreuung Prof. Dr. Tkaczyk)

https://www.mpiwg-berlin.mpg.de/de/users/lschuessler

Lotte Schüßler: „Curating Exhibitions, Ordering Disciplines: Theatre Studies and Musicology in the Vienna Rotunda, 1892“, History of Humanities 4/2 (2019): S. 423–450.

 

Jonathan Haid
Cellulosenitrat: Eine Materialgeschichte der Geisteswissenschaften (Arbeitstitel)

Für die Formierung geisteswissenschaftlicher Disziplinen und Arbeitspraktiken im 19. und 20. Jahrhundert spielte das Material Cellulosenitrat eine bedeutende Rolle. Über fotografische Verfahren, Arbeitsmedien wie Auskopierpapier und Zelluloidfilm bis hin zu Kunststoffobjekten wie Füllfederhalter prägten Formen des Cellulosenitrats die Forschungstätigkeit und Wissensorganisation von Geisteswissenschaften. Anhand dreier Fallstudien fokussiert die Dissertation auf jeweils eine Ausgestaltung des Cellulosenitrats: Kollodium, Zelluloidfilm und Zelluloid als Kunststoffverbindung. Hierbei spürt es Praktiken des Produzierens, Präsentierens, Archivierens und Präservierens von Trägermedien und ihren Wissensinhalten nach, wie etwa in der fotografischen Dokumentation archäologischer Stätten, der Lehrfilmpraxis oder der Datenspeicherung via Mikrofilm. Besonderen Fokus legt das Dissertationsprojekt dabei auf die wirtschaftspolitischen und ökologischen Zusammenhänge, in denen die Verarbeitung von Cellulosenitrat zu Arbeitsmedien der Geisteswissenschaften verstrickt war. Das Projekt möchte aufzeigen, wie sich diese Kontexte auf die Arbeitspraxis und Wissensinhalte der Geisteswissenschaften auswirkten. (Erstbetreuung Prof. Dr. Tkaczyk)

                    

Mona Mirkamali
Zur Rekonfiguration des Meister-Schüler Verhältnisses. Mediatisierung, Quantifizierung und Standardisierung in der persischen Musik um 1900 (Arbeitstitel)

Das Projekt behandelt die Geschichte der persischen Musik von der Entstehung erster Musikakademien über die Einrichtung erster musikwissenschaftlicher Studiengänge an der Universität in Teheran bis zur Gründung musikwissenschaftlicher Archive und Verlage. Es wird einerseits untersucht, wie die Einführung der Notation, das Aufkommen neuer Medien und Publikationsformate (Phonograph, Grammophon, Rundfunk) und die Einrichtung akustischer Forschungslabore die Meister-Schüler Verhältnisse in der persischen Musik veränderten. Andererseits wird diese Entwicklung in den regionalen und globalen Kontext eingeordnet. (Erstbetreuung Prof. Dr. Tkaczyk)

Sonja Grulke
Recorded Sound on Display: Zur Archivierung und Musealisierung akustischer Sammlungen (Arbeitstitel)

In jüngerer Zeit haben es David Bowies berühmteste Stücke, Beethovens musikalisches Erbe und eine der ersten Tonaufnahmen "Lao Khamhom“ von 1900 in den Museumskontext geschafft und markieren damit einen Trend: Zunehmend rücken Tonaufnahmen in den Mittelpunkt von Ausstellungen. Unter welcher Prämisse geschieht dies und welche kuratorischen Schwierigkeiten und Chancen ergeben sich daraus? Neben einer kulturhistorischen Analyse der verschiedenen Gattungen von Tonaufnahmen orientiert sich meine Forschung an der Frage nach deren Technizität und den damit verbundenen Affordanzen, die für die Repräsentation von akustischen Aufnahmen genutzt werden können. Ziel der Arbeit ist es, neue Erkenntnisse auf epistemologischer Ebene zum Display akustischer Aufnahmen zu gewinnen und gleichzeitig einen bisher nicht vorliegen Überblick über neue Tendenzen auditiven Ausstellens zu bieten. (Erstbetreuung Prof. Dr. Tkaczyk)

Dorota Lercher-Kamińska
Archive der Natur und Theaterkunst im Raum des Riesengebirges, 1900 bis heute (Arbeitstitel)

Das Dissertationsprojekt widmet sich dem „Naturtheater" und der "Neuen Landschaftstheaterkunst" im Raum des Riesengebirges. Es verfolgt die Geschichte der Aufführungspraxis im 20. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung politischer, ästhetischer und medialer Umbrüche. Ein Ziel der Dissertation besteht in der Veröffentlichung und Bearbeitung umfangreicher Archivbestände zu diesem bisher vernachlässigten Kapitel der deutsch-polnischen Theaterkunst – darunter eine Vielzahl historischer und zeitgenössischer Fotografien, die Einblicke in die Theaterprojekte und Inszenierungen gewähren. (Erstbetreuung Prof. Dr. Tkaczyk)

Leendert van der Miesen
Harmonie im Wandel: Marin Mersenne und der frühneuzeitliche Beobachter

Das Projekt ist zwischen Musikwissenschaft und Medienwissenschaft angesiedelt (Erstbetreung Prof. Dr. Klotz, Zweitbetreuung Prof. Dr. Tkaczyk) und befasst sich mit dem veränderlichen Stellenwert der Erfahrung, von Beobachtungstechniken und dem Einsatz von Musikinstrumenten in der Akustik des 17. Jahrhunderts. Das Projekt legt den Fokus auf den französischen Gelehrten Marin Mersenne (1588–1648), der oft als bedeutendster Autor im sich ausbildenden Feld der Akustik identifiziert worden ist. Um zu verfolgen, wie ein Wissen vom Klang zwischen verschiedenen Wissensfeldern und über kulturelle Grenzen hinweg in Bewegung versetzt wurde, berücksichtige ich Techniken des Hörens im Bereich der Ästhetik und der Wissenschaft, Techniken der Beschreibung und Visualisierungen im Bereich der Musik, die Entwicklung neuartiger Musikinstrumente sowie Mersennes Kontakte zu Musikern und Handwerkern.

https://www.mpiwg-berlin.mpg.de/de/users/lmiesen

João Romão

João Romão is a doctoral student of musicology at the Department of Musicology and Media Studies at the Humboldt University in Berlin (supervisor: Prof. Sebastian Klotz, second reader: Prof. Dr. Viktoria Tkaczyk), and the recipient of a doctoral stipend of the Portuguese Foundation for Science and Technology (SFRH/BD/115760/2016). His dissertation Music and Technical Negotiations: A History of the WDR Studio for Electronic Music, radically reconceives the emergence of electronic music in postwar West Germany, approaching it primarily as an intersection of convergent cultures of listening to electronically generated and mediated sounds, as well as postwar state’s building. Between 2017 and 2020, he was affiliated with the “Epistemes of Modern Acoustics” Research Group at the Max Planck Institute for the History of Science, Berlin. Since completing his undergraduate and master’s degree in musicology at the New University of Lisbon, Portugal (2013), he has been working in interdisciplinary and international environments on projects that concern the role played by sound and music in the history of science and knowledge.

Sebastian Schwesinger
Tracing Rays. Eine Medienkulturgeschichte der raumakustischen Simulation (AT)

Das Promotionsprojekt untersucht die geometrische Raumakustik als Modellierungsmethode moderner Raumgestaltung von der einfachen Zeichnung bis zur Computersimulation. In dieser historischen Aufarbeitung sollen die je spezifischen epistemischen und medialen Bedingungen dieses persistenten Erklärungs- und Vermittlungsansatzes aufgezeigt werden, der mit dem Ausgreifen strahlenbasierter Klangmodellierung in die Populärkultur, z.B. in Film, Games oder Social Media, gegenwärtig breitere kulturelle Wirksamkeit erfährt. Deshalb gilt in der Arbeit besonderes Augenmerk den dieser Transgression eingeschriebenen akustischen Konzepten von Klangauthentizität, Kommunikation und Hören.(Zweitbetreuung Prof. Dr. Tkaczyk)

Diego Gómez-Venegas
Encode, Forget, Govern. A media-archaeo[genea]logical inquiry on project Cybersyn

This doctoral research approaches project Cybersyn through three concatenated and interconnected movements which, as spirals, seek: first, through a radical media-archaeology (Ernst 2013; 2018), to probe the project's technological substructures aiming to trace the techno-epistemic fibers that, coming from an uncertain past, may have traversed, configured, and thus become also affected and transformed by this case study —continuing then, eventually, towards an unknown future—; second, through a German media theory which invites to ask about the media-philosophical implications and ramifications (Kittler 1990; 1999) of the human-machine coupling the project could have triggered —in state-owned factories, in data processing centers—, attempts to problematize the character and the effects —if not the affects— of the intervening agencies engendered by such a coupling; and third, through a media-genealogy which traces the "relations of forces" and "strategies" of governing that may have supported or guided the epistemes (Foucault 1980; 1991; Rouvrouy & Berns 2013) traveling across the project, allows to discern the techno-politics Cybersyn might have brought about. In short, as this research will attempt to demonstrate, these movements can be rendered through three, perhaps axiomatic, calls; namely, encode, forget, and govern. (Erstbetreuung Prof. Dr. Wolfgang Ernst)

Moritz Hiller
Maschinenphilologie

Vorliegende Arbeit fahndet nach den Subjekten der Philologie. Ausgehend von den Herausforderungen, die digitale Medien als Gegenstand, aber auch als methodisches Werkzeug für die Philologie bedeuten – man denke an Archive, die maschinenlesbare Nachlässe beherbergen, Textkritik, die Computer-Software zum Gegenstand hat, oder die Digital Humanities als (vermeintlich) neues Paradigma der zum Beispiel Literaturforschung –, wird allgemeiner danach gefragt, wie eine bestimmte Maschinengattung die Prämissen, Praktiken und Institutionen eines traditionell humanistisch geprägten Wissenschaftsfeldes affiziert. Und nicht zuletzt dessen Subjektbegriff: Denn wo nicht mehr nur oder primär Menschen, sondern auch ihr maschinelles Anderes schreibt, liest, archiviert und ediert, ist die These zu belegen, dass die Philologie, mit N. Katherine Hayles zu sprechen, längst posthumanistisch geworden ist. Unterm Titel einer Maschinenphilologie wird das zum Anlass genommen, das Beziehungsgeflecht von Menschen und Medien, als das die Philologie beschrieben werden kann, noch einmal abseits von allen Humanexzeptionalismen neu zu denken: Philologie am heutigen Tag ist immer auch Maschinenphilologie. (Die Arbeit wurde im August 2019 eingereicht. Erstbetreuung: Prof. Dr. Ernst.)