Mediendramaturgie

Medien erzeugen künstliche Welten: die imaginären Universen, die uns in Filmen vor Augen treten, die Klanglandschaften, die beim Hören von Musik in unserer Vorstellung entstehen, oder die virtuellen Desktops und Ordnerstrukturen, mit denen wir auf unseren Computern interagieren — um nur einige Beispiele zu nennen. Mit derartigen Fiktionen und den Arten und Weisen, wie sie hervorgebracht werden, beschäftigt sich das Lehrgebiet Mediendramaturgie. Der Fokus liegt dabei auf ästhetischen Fragen; das heißt, es geht darum, Sinnebenen freizulegen, die sich nicht etwa allein als gesellschaftliche Kommunikationsprozesse oder aus ökonomischen Verwertungslogiken begreifen lassen. Vielmehr werden in der Perspektive der Medienästhetik die Operationen von Medien als eigenständige, autonome Formen des Denkens begriffen. Gemeint ist hier natürlich kein rationales, wissenschaftliches, sondern ein ästhetisches Denken. Besonders interessant wird es, wenn dieses Denken selbstreflexiv wird, wenn zum Beispiel Kunstinstallationen oder Performances nicht nur mit Medientechnologien arbeiten, sondern wenn in ihnen gleichzeitig ein Denken über diese Medien stattfindet. Nicht zuletzt soll das Studium der Mediendramaturgie mit der zunächst vielleicht ungewohnten Idee vertraut machen, die sich in dieser etwas umständlichen Formulierung — ein Denken “findet statt” — verbirgt: Es gibt ein ästhetisches Denken, ein Denken ohne denkendes Subjekt, ein Denken, das sich außerhalb des menschlichen Bewusstseins in den Medien selbst abspielt.


Leiter Mediendramaturgie

Dr. Florian Leitner